Treiberameisen ("driver ants")

Bei Treiberameisen handelt es sich um eine Gruppe von räuberischen Ameisenarten im tropischen Afrika. Die Kolonien können mehrere Millionen Arbeiterinnen haben und weisen ein Gesamtgewicht von bis zu 50 kg auf. Diese riesigen Kolonien gehören zur Gattung Dorylus und verdanken ihren Namen ihrem beeindruckenden Jagdverhalten: von ihrem Nest strömen Hunderttausende oder gar Millionen von Arbeiterinnen aus und bilden einen Jagdschwarm, der sich wie ein Teppich über den Waldboden bewegt. Die Arbeiterinnen suchen dabei Beutetiere nicht nur auf dem Waldboden, sondern auch in der Laubstreu, den oberen Bodenschichten und in der Vegetation. Dabei klettern die Arbeiterinnen manchmal bis zu 10 m in die Bäume hoch. Diese Jagdschwärme können eine enorme Grösse erreichen. In Uganda habe ich Schwärme der Art Dorylus wilverthi beobachtet, die mehr als 40 m breit waren und sich mit bis zu 10 m pro Stunde vorwärts bewegten. Da alle Tiere, die sich schnell genug bewegen können, vor diesen Jagdschwärmen fliehen, treiben die Ameisen Regenwürmer, Grashüpfer, Spinnen, Frösche etc vor sich her. Der amerikanische Missionar Thomas Savage prägte daher 1847 den Begriff "driver ants". Die fliehenden Tiere stellen wiederum eine willkommene Nahrungsquelle für Vögel dar, die an der Schwarmfront warten. Die Treiberameisenkolonien reduzieren die Beutetierdichte um ihr Nest herum so stark, dass sie in unregelmässigen Abständen (in der Regel nach 2-3 Wochen) fortwandern und ihre Beutezüge von einem neuen Nest aus organisieren. 

Ich habe an verschiedenen Aspekten der Biologie dieser faszinierenden Ameisen geforscht:

1. Taxonomie: welche Arten gibt es, und wie kann man sie unterscheiden?

2. Phylogenie: wie sind die Arten untereinander verwandt? Wie sind sie mit anderen Ameisen der Gattung Dorylus verwandt?

3. Verhaltensökologie: welche Faktoren verursachen Wanderungen? Wie oft und wohin wandern die Kolonien?

4. Interaktion mit Schimpansen: Schimpansen fressen Treiberameisen und benutzen dabei oft Werkzeuge in der Form von dünnen Stöcken. Warum benutzen die Schimpansen an verschiedenen Standorten unterschiedliche Werkzeuge und Techniken? Hat dies mit den Eigenschaften der jeweils verfügbaren Ameisenarten zu tun, oder handelt es sich um lokale Traditionen der Schimpansen?

Im Rahmen der Forschung an Treiberameisen habe ich in Kenia, Uganda, Nigeria, der Elfenbeinküste und in Gabun gearbeitet. 2004 und 2012 habe ich darüber hinaus als wissenschaftlicher Berater bei Filmproduktionen der BBC mitgewirkt.